Samstag, 19. Dezember 2009

Stellungnahme B.Gildemeister zur Lenzenwahl

über die Tage der Wahl. zitat aus einer mail von B.

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In der Tat war es gestern sehr schwierig und mir war auch klar, dass ich dort niemanden von Lenzen überzeugen konnte, mir war aber wichtig, auch vor den KommilitonInnen im Audimax zu meiner Entscheidung zu stehen und, dass ihr meine Entscheidung nicht über Dritte erfahrt. Den Rücken gerade machen sozusagen. Eine offene Kommunikation ist gerade nach dem desaströsen Bild, das der AS vorgestern abgegeben hat, elementar wichtig.

Ich plane, sofern ich es zeitlich schaffe, schriftlich niederzufassen, was ich über das Verfahren, die Person Lenzen und den Ablauf der letzten Tage denke. Nun aber vorweg einige Worte zu Lenzen:

Wir haben 4 1/2 Stunden intensiv mit ihm diskutiert und ihm nicht nur angeheme Fragen gestellt. Ich bin seit vier Jahren in der Hochschulpolitik aktiv und setze mich für die Universität und Studierende ein. Ich habe bis dahin noch keine Person außerhalb der Studierendenschaft getroffen, deren Analyse und Lösungsansätze ich so sehr teile. Er hat aber nicht nur dahingeschwafelt, wie toll er alles machen will, sondern sehr realistisch beschrieben, wo bestimmte Probleme liegen und aus seiner praktischen Erfahrung geschildert, wie man damit umgehen kann. Damit hat er auch überhaus kritische Vertreter z.B. des Mittelbaus und auf Seite der Dekane überzeugt.


Inhaltlich hat er sich für eine kritische, freiheitliche, demokratische Universität ausgesprochen. Etwa bei Berufungsverfahren hat er konkrete Änderungen am Hochschulgesetz vorgeschlagen, das momentan evaluiert wird, die in Richtung Demokratisierung der Berufungsverfahren von Professoren geht. Er sprach sich massiv gegen jede Form der Selektion im Bildungsbereich aus, lehnt Studiengebühren ab (die Holger Fischer, unser Vizepräsident, verteidigte!) und spricht sich für eine Öffnung der Hochschule gegenüber Menschen ohne Abitur aus (wie es in der Ex-HWP gelebt wird) - sieht jedoch auch, dass ein Problem dabei ist, dass solche Angebote zu wenig angenommen werden und schlecht kommuniziert werden. Ein Volltreffer, da die HWP ihre 40% nie ausschöpft!

Er wird sehr hart mit dem Senat verhandeln und wird auf feste Zusagen bei Investitionen in den baulichen Zustand pochen. Er wird als Unilobbyist im besten Sinne handeln und beim Senat mehr für die Uni und Studierende erreichen als alle seine Vorgänger. Er hält die Bezahlung des Mittelbaus für skandalös und wird, wenn es keine zusätzlichen Mittel gibt, in der Universität nach Umschichtungsmöglichkeiten für eine fairere Bezahlung suchen. Er ist der erste, den ich erlebt habe, der ein überzeugendes Konzept für den doppelten Abiturjahrgang hat und auch dafür sehr gut begründet zusätzliche Mittel fordert. Und weil er der ist, der er ist, hat er jetzt eine exzellente Verhandlungsposition gegenüber dem Senat, der nichts mehr will, als dass endlich Ruhe einkehrt. Er hält nichts von einer Zerteilung der Uni, weder lokal noch strukturell. Er wird den Fakultäten ihre Aufgaben überlassen und im Präsidium ausschließlich konsensuale Entscheidungen hervorbringen. Er steht zur Volluniversität, die durch eine Vielzahl an Fächern glänzt. Stärke durch Vielfalt. Er kennt das Potential der Uni sehr gut und weiß, wie er sie in der Stadt besser sichtbar machen kann, was uns allen zu Gute kommt. Er hat gute Ansätze im Bereich Idenftifikation der Mitglieder mit ihrer Universität - er hat es bereits gestern in kleiner Runde geschafft, die Menschen an der Uni ernst zu nehmen, mitzunehmen und genau die Fehler zu vermeiden, die Auweter-Kurtz in der Kommunikation an den Tag gelegt hat.

Er teilt unsere Ansicht bezüglich des BA/MA-Systems, mangelnde Vergleichbarkeit, Prüfungslast und Ungereimtheiten beim Workload, Überschneidungsprobeleme etc. Es hörte sich teilweise an wie eine Rede des AStA - Gut, das wird einige im Audimax nicht überzeugen, aber mich natürlich schon =)

Es geht immer so weiter, ich hab meine Liste gerade nicht hier, aber er hat wirklich keinen einzigen Grund gegeben, ihn nicht zu wählen. Meine Entscheidung ist voller Überzeugung gefallen, weil ich weiß, wie sich die Uni in den letzten Jahren entwickelt hat und was passiert, wenn wir gestern keine Entscheidung gefällt hätten.

Ich möchte auch für Verständnis werben, dass Lenzen sich nicht sofort ins Audimax zur Diskussion begibt, auch da hat er bestimmte Erfahrungen. Ich wusste gestern auch, dass ich kein Verständnis erlange. Es wäre nur viel fataler gewesen, wenn wir entschieden hätten und uns im Audimax nicht hätten blicken lassen. Bei der Aggressivität einzelner kann ich Lenzens Entscheidung aber verstehen. Da ist es auch nicht in Ordnung, wenn sich darüber lustig gemacht wird, dass bei 40000 Studierenden jeden Tag einer einen Spruch macht, von dem man sich bedroht fühlen kann. Das ist ein ziemlich herablassender Vergleich. Lenzen hätte gestern im Audimax nur verlieren können, so wie auch wir verloren haben. Die Moderation war keine, die Zwischenrufe an sich unproblematisch, aber bei der Stimmung schon sehr sehr meinungsbildend.

Mir wurden gestern "Hassplakate" angedroht, ich wurde mehrfach am Rande wirklich eklig beschimpft. Ich habe aber auch vor dem Audimax wieder mit vielen Interessierten und sehr offenen Studierenden gut diskutiert. Solange aber bestimmte Agitatoren immer wieder vereinfachen, hetzen, sich lustig machen und mir jedes Recht auf eine Meinung, Legitimation und Entscheidung aberkennen, wird eine Diskussion in sehr großer Runde immer eine Farce bleiben.
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